Der MexmannMit gut gemeinten Ratschlägen von ihren deutschen Freundinnen und einer klaren Haltung zu "Latinlovern" reiste Marion Faesel als Studentin und Single zu den mexikanischen Männern. Angenehm offen kommentiert sie die Anmachen der Mexikaner und ihr eigenes Schwanken zwischen Neugier und Ignoranz, Genuss und Unverständnis. Liebe, Sex und Zärtlichkeit, das Abwägen zwischen Flirten und Reise-Affäre erhielten eine eigene, mexikanische Note.
"Und lass dich bloß nicht mit den mexikanischen
Männern ein!"
"Und lass dich bloß nicht mit den mexikanischen Männern ein!" So
verabschiedeten mich viele meiner Freundinnen. Klar, nichts leichter als das,
zumal ich doch viel mehr für die großen, blonden und blauäugigen zu begeistern
bin. Doch war ich nicht auch zu Studienzwecken nach Mexiko gekommen? Und wohl
kaum ein anderes Wesen wirft mehr Rätsel auf als der mexikanische Mann. Sicher
haben wir alle eine gewisse Vorstellung davon, wie ein Macho zu sein hat,
oder besser, wie ein "guter" Mann nicht sein sollte, aber...
Nie hätte ich gedacht, dass Männer mir im Vorübergehen derart regelmäßig Komplimente
entgegenmurmeln würden, während ich ihren Atem auf meinem Hals und ihre Augen
in meinem Dekolleté spüre. Auch habe ich nicht geahnt, welch weiblichen
Reiz ich früh morgens, verschlafen und im dicken Fleece-Pulli auf dem Weg
zum Bäcker ausstrahle, so dass mir sogar die Wachmänner vor den Banken hinterher
pfeifen. Vielleicht ist das alles auch nett gemeint und ich sollte mich über
die vielen "Hola güera/ bonita/ preciosa/ mi amor!" freuen. Aber
ganz ehrlich: Es nervt und ich gehe lieber in den selben verwaschenen Klamotten
zu Aldi und niemand nimmt Notiz von mir.
Doch nicht alle Männer sind so! Aber wie lange sind sie anders? Der Zufall
wollte es, dass ich einen von ihnen näher kennen lernte (natürlich nur zu
Studienzwecken). Alles fing ganz "normal" an: Er schenkte mir Rosen,
hielt mir die Tür auf und wollte meine Tasche tragen. "Nein, nein, deutsche
Frauen tragen ihre Taschen schon selber!" - ein beleidigter Blick, während
er versuchte, mich zu verstehen. Und nie hätte ich gedacht, wie viele Komplimente
mir ein einzelner Mann in wenigen Minuten machen kann, und das in dem sanftesten
und zugleich temperamentvollsten Spanisch, das du je gehört hast. Er ist verliebt
in alles an dir, deine blonden Haare, deine blauen Augen, weil du so anders
bist als die mexikanischen Frauen, er will dir die Sterne vom Himmel holen
und du sollst dir einen aussuchen. Alles ist wie im Film, "Amor live"
mit dem "Latin Lover", zum Dahinschmelzen. Und es dauert nicht lange,
dann ist plötzlich vom Duft deiner Haut, von Erdbeeren und Sahne auf deinem
Körper die Rede, und von einem Ort nur für zwei...
...und da ist es wieder, das altbekannte Thema! Und du fragst dich, ob es
nur dein weiblicher Körper ist, der ihn zu derart hingebungsvollen Liebeserklärungen
treibt, ob du doch nicht mehr bist als eine exotisch-europäische Herausforderung.
Und wie ist's mit der eigenen Neugier? Wie ihr euch entscheidet, ist eure
Sache. Aber bedenkt: Auch ein Macho hat ein Herz und ihr könntet es ihm brechen.