Auf Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Einheimischen schaut Sylvia Terbeck sehr gerne zurück, nicht so gerne auf die Armut in Mexiko. Sie hielt sich unter anderem im Süden des Landes in Palenque, Agua Azul, im Sumidero-Cañón und an der Pazifikküste in Zipolite auf.

Wie soll ich anfangen...? Mexiko ist so faszinierend, spannend, ... Ich kann eine Reise dorthin nur wärmstens empfehlen. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Schon seit langer Zeit wollte ich nach Mexiko. Ich weiß nicht genau, aus welchem Grund. Mexiko hat einfach alles. Es ist dort im Gegensatz zu Deutschland fast immer Sommer, es gibt tolle Strände, viele Ausgrabungsstätten, abwechslungsreiche Natur (Urwald, den Kupfer-Cañón, Vulkane,...) und vieles mehr. Und wo ich dann endlich da war, war es noch viel besser als in meinen Vorstellungen, obwohl diese schon ziemlich euphorisch waren!

In Mexiko waren alle sehr freundlich

Mein Gastbruder Mario konnte aufgrund seines einjährigen Aufenthaltes in Deutschland sehr gut Deutsch. Und seine Mutter sprach Englisch. Nach unseren anfänglich trotzdem eingelegten Pantomimekünsten, die übrigens jeder interessiert angeguckt hat, ging es dann nach ein paar Tagen Spanisch-Unterricht viel besser. Schon mit ein paar Brocken Spanisch kommt man weiter als mit dem besten Englisch, da nicht jeder in Mexiko Englisch kann. Dies sollte man zum Beispiel nicht in Banken erwarten. Allgemein gilt: Wenn man anfängt, auf Spanisch zu reden, helfen alle gerne weiter und freuen sich, dass man kein "Gringo" (Ami) ist. Und wenn man in einem Restaurant sitzt und mit den ganzen Früchten auf der Speisekarte nichts anfangen kann, weil man diese gar nicht kennt, wird einem schon mal jede Frucht vorgeführt. Manchmal war es schon richtig peinlich, wie sehr sie sich um uns kümmerten.

Auch mein Gastbruder war immer total freundlich, auch zu Leuten die sich etwas doof anstellten und über die sich jeder Deutsche aufgeregt hätte. Es hat sowieso nie ein Mexikaner etwas Unhöfliches gesagt. Außer im Scherz, da wurde manchmal ordentlich ausgeholt. Wenn man in den Bus einsteigt, wird man als Frau auch grundsätzlich vorgelassen. Witzig ist es auch, dass man den Bus einfach durch einen Handwink anhalten kann und dass die Fahrt in Guadalajara, egal wohin, immer drei Pesos kostet. Ganz toll für Mädchen ist es zu wissen, dass Jungs oft in Discos einen Pauschalpreis von umgerechnet ca. 20-25 DM bezahlen und Mädchen umsonst eingelassen werden. Und dann gibt's Cocktails gratis!

Erschreckend waren Armut und soziale Differenzen

Ein bisschen erschreckend war es, dass wir als Deutsche mit heller Hautfarbe nie lange vor der Disco warten mussten und sofort durch den VIP-Eingang eingeschleust wurden. Die Mexikaner, nicht unsere Gastbrüder, aber die anderen Gäste, mussten bis zu einer Stunde draußen warten. Indios wären da nie rein gekommen. So was fand ich total erschreckend.

Auch merkt man die Unterteilung der Schichten in Mexiko sehr stark. Es gibt sowohl suuuperreiche Leute, die auch ganz gerne zeigen, was sie alles haben, als auch Indios, die zurückgezogen in den Bergen in ihren zusammengezimmerten Holzbuden leben. Dort sieht man Kinder total verdreckt im Sand zwischen den Hühnern spielen.

Hitze in Palenque und Agua Azul

Jedem, der von allem etwas sehen möchte - schöne Städte, Ausgrabungsstätten, Naturschauspiele, Strände und... eine der größten Städte der Welt -, kann ich eine Rundreise empfehlen. Ich bin mit zwei Freundinnen von Guadalajara nach Villa Hermosa geflogen. Von dort aus sind wir am nächsten Tag nach Palenque weitergefahren. Anders als in Städten wie Guadalajara in 1.500 m Höhe herrscht in Villa Hermosa und Palenque ein total anderes Klima. Wir konnten kaum atmen bei der Hitze und der hohen Luftfeuchtigkeit von knapp 80%! Schon nach dem Duschen haben wir ohne größere Anstrengungen so sehr geschwitzt, dass wir Salzränder auf unseren Unterhosen hatten. Nachts bin ich auf und ab gelaufen, da ich nicht atmen konnte und mein Herz so schnell schlug. Wir sehnten uns schon nach unserem nächsten Ziel - in einem anderen Klima.

Aber von Palenque aus sind wir erst zu den Ruinen mit dem "Tempel der Inschriften" und nach Agua Azul gefahren, einem tollen Wasserfall inmitten des Urwalds, der sich über kalkiges Gestein seinen Weg hinab sucht. Die Farbe dieses Wasserfalls ist so heftig türkis, dass er perfekt in jeden James-Bond-Film passen würde. So kitschig kann Natur sein.

Entspannung im Sumidero-Cañón und in Zipolite


Von dort aus sind wir dann über San Cristobal de las Casas zum Sumidero-Cañón gefahren, wo wir auf einem Fluss eine Bootsfahrt zwischen 1.200 m hohen Felswänden gemacht haben. Danach fuhren wir nach Zipolite, einem Hippie-Strand in der Nähe von Puerto Angel, wo wir drei Tage blieben. In Zipolite kann man erst mal seine Uhr abstreifen. Wir wohnten in einem Hotel "San Cristobal" für je 7 DM. Man kann hier auch für 2 DM in Hängematten schlafen. Vom Bett aus konnten wir die Brandung hören. Schuhe haben wir hier nie angezogen. Zum Frühstücken ging es direkt barfuß aus dem Haus raus mit Sand zwischen den Zehen zu den Bambushockern. Schon morgens wurde man am Strand angesprochen, ob man irgendwelche Drogen kaufen wolle. Egal was, man hätte alles bekommen können. Doch man sollte nicht zuletzt aus dem Grund vorsichtig sein, da man auf Fahrten mit Auto oder Bus in der Region dort des öfteren von MG-bewaffneten Polizisten durchsucht wird. Manchmal sogar bis in die Kulturtasche hinein. Schon morgens kreisten am Strand die Joints, und ein Barbesitzer entschuldigte sich schon im Vorhinein für seine Langsamkeit. Er hatte am vorherigen Abend einen Freund nach langer Zeit wiedergesehen, der besonders gutes Haschisch mitgebracht hatte.


Die längere Strecke nach Mexiko-City sind wir mit einem Bus der 1. Klasse gefahren, der nicht teuer, aber vollklimatisiert und komfortabel war. Von dort flogen wir ab und konnten auch knapp unter den Wolken noch immer bis zum Horizont die leuchtenden Lichter der Stadt sehen.


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