Kathrin Reichert zieht ein sehr positives Fazit ihrer Reise. Sie hat Insider-Tipps zusammengestellt zu Guadalajara und den in der Nähe liegenden Orten. Außerdem gibt sie wichtige Hinweise für alle, die wie sie in einer Schule ein Praktikum machen wollen oder in einer mexikanischen Gastfamilie leben möchten. Mit Genuss erinnert sie sich an die mexikanische Küche.

 

"...mit die beste Zeit meines Lebens...!"

Bevor ich loslege, von meinen einprägsamen und erlebnisreichen Eindrücken Mexikos zu erzählen, muss ich meine Begeisterung ausdrücken, die mit diesem Land verbunden ist. Ich kann ungelogen sagen, dass diese sechs Wochen in Mexiko mit die beste Zeit meines Lebens waren! Der Aufenthalt dort war rundum gigantisch. Täglich gab es neue interessante Erlebnisse, ich geriet von einer Begeisterung in die nächste. Und die positive, freundliche und erheiternde Lebenseinstellung der Mexikaner lässt einen nie Trübsal blasen.

Auch will ich vorneweg jedem Mut machen, diesen Schritt zu wagen, in eine womöglich fremde Welt, zu fremden Menschen, die evtl. sogar noch eine fremde Sprache sprechen, zu reisen. Noch dazu weiß man davor ja auch nicht, wie die Organisation so einer Fernreise funktionieren wird, ob alles klappt etc.

Dazu kann ich nur sagen: Es hat super geklappt! Du darfst zwar nicht erwarten, dass dir von den Leuten vor Ort jeder Schritt abgenommen wird, aber erstens erhältst du jederzeit Unterstützung von Ansprechpartnern, und zweitens reist man ja als erwachsener Mensch, der auch eigenständig etwas organisieren können sollte. Nur Mut, das schafft jeder!

Ich greife nun ein paar Themen heraus, zu denen ich persönliche Einstellungen und Tipps abgebe. Ich hoffe, dass sie eine Hilfe sein werden.

Die Stadt Guadalajara

Guadalajara ist eine riesige Stadt, deren Größe man vor allem bei den täglichen Routen von der Gastfamilie zur Prepa (wo ich mein Praktikum absolviert habe) und zur Universität (dort habe ich einen Spanischkurs gemacht) zu spüren bekommt. Eine Stunde Fahrtzeit ins Zentrum kann schon drin sein, was aber nicht abschreckend wirken soll. Dadurch, dass auf allen Straßen etwas geboten wird, merkt man gar nichts davon. Gerade das lange Fahren mit den kleinen, "supergefederten", mit Samt ausgestatteten Linienbussen war für mich ein Spektakel. Dabei kann man wahnsinnig viel sehen und erleben.

Interessant sind Guadalajaras Sehenswürdigkeiten, vor allem "el Mercado Libertad", "el Hospicio Cabanas", Tlaquepaque und der Platz am "Templo Expiatorio" hinter der Uni an der Avenida Vallarta. Dort gibt es ein wunderschönes Café im Freien mit leckerem "jugo de toronja".

Die Gegend um die Kathedrale empfand ich immer als etwas hektisch, erst zwischen den zentralen Plätzen und "el Hospicio Cabanas" wird es ruhiger und leerer. Wenn man mal vom Großstadtlärm und -stress genervt ein sollte, empfehle ich einen Besuch von "el Hospicio Cabanas". Die kleinen Innenhöfe des Museums bieten unheimlich viel Ruhe.

In Guadalajara gibt es auch zahlreiche Einkaufszentren. Am besten gefällt mir von ihnen "el Plaza del Sol". Man kann sich dort, mehr als in anderen Einkaufszentren, viel im Freien bewegen, und es wirkt dadurch entspannter. Sehenswert ist aber auch "el Centro Magno", das übrigens auch das Hardrock-Café und ein gutes Kino beherbergt.

So, und nun zum Abendangebot. Hier kann ich meine persönlichen Favoriten vorstellen, wobei jeder deutsche Gast mit Sicherheit gleich von den mexikanischen Bekannten überall mit hin genommen wird. Mittwochs ist "La Marcha" an der Avenida Vallarta angesagt. Eine Disco, die sowohl aktuelle Charts als auch mexikanische und spanische Rhythmen spielt. Wir hatten dort viel Spaß, verstärkt durch die freien Getränke bis ein Uhr. Als typische "cantina" ist "La Fuente" direkt im Zentrum ganz gut. Es gibt gutes Bier. Für Rockfans empfehle ich die nur wenige Straßen von der Kathedrale entfernte "La Mutualista", da dort öfters Konzerte zu hören sind. Etwas ganz anderes ist "La Paloma". Eher ein Restaurant, in dem man sich mal zu einem cerveza und leckerem Essen zusammensetzt. Das Ambiente ist sehr gemütlich.

Ausflüge

An den Wochenenden und in den letzten Tagen vor dem Abflug bieten sich Reisen natürlich an. Ausflüge zum Beispiel nach Tlaquepaque, Tequila und an die Küste sind ein absolutes Muss. Vor allem eine Fahrt nach Barra de Navidad sollte man sich nicht entgehen lassen. Der kleine Ort am Pazifik bietet einen tollen Sandstrand und nette Bars mit Blick auf den Sonnenuntergang.

Wer die Zeit dazu hat, muss sich unbedingt Guanajuato anschauen. Die kleine Stadt, die von Guadalajara ca. fünf Stunden in Richtung Mexico D.F. entfernt liegt, ist mit das Schönste, was ich in Mexiko gesehen habe. Wer enge Gässchen, alte Häuser und romantische Plätze liebt, sollte dorthin fahren. Dort zeigt sich eine ganz andere Seite von Mexiko. Ich selber komme aus Rothenburg o.d.T. und würde sagen: Guanajuato ist das mexikanische Rothenburg, allerdings noch viel schöner.

Ansonsten habe ich außerhalb Guadalajaras noch einen Teil des Südens Mexikos gesehen. In fünf Tagen ist es zu schaffen, mit dem Bus über Mexico D.F. nach Oaxaca zu fahren, um dort antike Kunst und etwas über die Geschichte Mexikos zu sehen. Die Fahrtzeit mit dem Bus von Guanajuato über Mexico D.F. nach Oaxaca beträgt ca. elf Stunden. Von Oaxaca aus kann man Tagesausflüge nach Monte Alban, Mitla, Hierve El Agua und zu Dorfmärkten machen. Hierve El Agua ist ein besonderes Abenteuer. Es bietet nicht nur ein faszinierendes Naturschauspiel, sondern ermöglicht auch einen kleinen Einblick in das ärmliche Leben der Mexikaner auf dem Land. Man befindet sich mitten in den Bergen, weit und breit nur Wildnis, Kakteen, evtl. Geier und hin und wieder Bauern mit Esel und Pflug auf einem Acker.

Die Schule

Ich finde es wirklich phänomenal, dass es möglich ist, ohne Spanischkenntnisse Spanisch sprechenden Schülern, die kein Wort Deutsch können, etwas beizubringen. Mit Sicherheit hat jeder etwas Bammel vor einer solchen Sache, jedoch überflüssigerweise. Ich machte die Erfahrung, dass die freiwillig Lernenden unheimlich Respekt und Hochachtung vor freiwillig anwesenden ausländischen Lehrern hatten. Sie fanden es ganz toll, dass jemand aus Deutschland daran interessiert war, ihnen etwas beizubringen, vor allem, sich Zeit für sie zu nehmen. Durch die gezeigte Lernbereitschaft klappte es auch wunderbar, gestisch, mimisch und mit klarer, lauter Aussprache zu kommunizieren. Noch dazu bietet ein vierwöchiger Schnupperkurs Deutsch Arbeitsformen, die dem sonst üblichen Frontalunterricht fern sind. Das ruft natürlich Neugierde hervor. Die Größe der Gruppe schwankte zwischen fünf und 15 Teilnehmern im Alter von 15 bis 18 Jahren. Es boten sich Möglichkeiten wie Gruppenarbeit und spielerische Lernmethoden.

Ich war in der Prepa 5, über die sich nichts Negatives sagen lässt. Ich denke auch, dass man dort nach einem Praktikum jederzeit erneut herzlich willkommen ist.

Noch ein Zusatz: Wegen Unterrichtsmaterial braucht man sich keinen großen Kopf zu machen. Vor Ort fallen einem tausend Sachen spontan ein.

Die Gastfamilie

Es ist für jeden total spannend zu erfahren, wo und mit wem man mehrere Wochen lang zusammen leben wird. Und mit Sicherheit gibt es dann sowohl gute als auch böse Überraschungen. Aber ich denke, im Großen und Ganzen sind alle mexikanischen Gastgeber o.k. Auch beherbergen viele nicht erstmals Gäste. Und wenn man sich einigermaßen arrangieren kann, wird es schon klappen. Aber das alles regelt sich dann sowieso vor Ort.

Essen und Trinken

Um Tortillas wird man kaum herumkommen. Tortillas, Chilis und Lemonen sind ein Muss. Gigantisch sind natürlich die zahlreichen leckeren Früchte und Säfte mit Aromen, die wir in Deutschland leider nie bekommen. Meine speziellen Tipps: Pozole - eine superinteressante Suppe, in die man Salat, Radieschen, Gurken und Lemonensaft wirft. Tamales - in verschiedenen Variationen erhältliche "Taschen" aus Maisteig mit Füllung (das Besondere: in Maisblätter gewickelt). Dazu Atole – ein dickflüssiges Getränk aus Maispulver. Lonches - im Grunde wie Sandwiches, aber die besten, die ich je gegessen habe. Und natürlich cerveza und Tequila Sunrise. LECKER!

Ich hoffe, ein paar Tipps weitergegeben zu haben. Ganz viel Spaß wünsche ich allen in Mexiko! So viel Spaß, wie ich ihn hatte.

 

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